Martyn Jacques, Sänger und Frontmann von The Tiger Lillies, im Interview zum Jubiläumskonzert der neuen Konzert-Reihe akusT:K am 17. November im Stadttheater Kempten

Von Michael Schönmetzer
“The underworld’s favorite cabaret act” zu Gast in Kempten! Mit einem Paukenschlag beginnt die neue Konzertreihe akusT:K des Theater in Kempten: The Tiger Lillies reisen aus London an. Spätestens seit ihrer mehrfach preisgekrönten “Junk-Opera” Shockheaded Peter sind die Engländer weltweit in aller Munde. Die Band ist berüchtigt für ihre kontroversen Lieder und den an Monty Python erinnernden schwarzen Humor – ihre eigenständige Mixtur aus Chanson, Oper und Zigeunermusik sucht ihresgleichen. Bänkelgesänge in denen sich Zirkusklänge und Varieté mit Punk und Musik in der Brecht-Weill-Nachfolge zu einer höchst effektvollen Mischung verbinden. Im Rahmen der 30-Jahre-Jubiläumstour kommen die “Godfathers of Alternative Cabaret” ins Allgäu und stellen ihr neues Werk “Devil’s Fairground” vor. Martyn Jacques, Sänger und Kopf der Band, beantwortete uns im Vorfeld einige Fragen:
Wenn Schafe Wölfe zu ihren Hirten erwählen, verdienen sie gegessen zu werden. Was hat Großbritannien verdient?
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Ich weiß, dass Brexiters dumm sind – weil ich welche getroffen habe. Von der ganzen manipulativen Farce rechter wie linker Politik wird mir schlecht.
Wenn frei nach Billy Bragg Sozialismus eine Form organisierten Mitgefühls ist – was ist dann Kapitalismus in Deinen Augen?
Geh raus und nimm mit was geht. Mach den Planeten kaputt. Nimm soviel wie möglich von dieser Welt. Es ist Schwachsinn und funktioniert nicht.

Foto: Victor Dmitriev
Du kannst vier Künstler für eine Zusammenarbeit auswählen – egal ob tot oder lebendig, berühmt oder unbekannt…abgesehen von Deinen Bandkollegen. Wer würde das sein und warum?
Salvador Dali könnte Bildmaterial beisteuern, Maria Callas den Gesang und wir hätten Charlie Parker am Saxophon und Thelonious Monk am Klavier.
Erzähl uns von Deinen schlimmsten Tag auf Tour in Deiner Karriere.
Die schlimmsten Tage sind Reisetage mit achtstündiger Verspätung.
Nach all den Jahren und tausenden von Konzerten – was treibt Dich an?
Eine Mischung aus finanziellem Überleben und künstlerischer Kreativität. Ich würde nicht umsonst arbeiten – aber ich würde auch nicht aufhören Lieder zu schreiben.

Wo ist Dein Lieblingsfleck auf Erden?
Ich habe einen Lieblingsplatz, aber den werde ich Euch nicht verraten, weil ich dort niemanden treffen will!
Wäre die Musik der Tiger Lillies fröhlicher, wenn Du nicht in Slough geboren wärst & Dich London beeinflußt hätte? Wie groß ist Deiner Meinung nach der Einfluß der Umwelt auf Individuen?
Ich denke, dass die Umgebung in der Du aufwächst einen riesigen Einfluß auf Dich als Erwachsener hat. Hätte ich keine so traumatische und verstörende Jugendzeit erlebt, hätte ich nie solche Stücke geschrieben, wie ich es getan habe. Danke ich meiner Mutter oder meinem Vater? Meiner Schule? Oder verfluche ich sie?
Was ist der Vorteil von Konzept-Alben?
Du versuchst 40 Alben zu veröffentlichen – und jedes klingt anders.
Was können wir uns vom 30-Jahre-Jubiläumskonzert am 17. November im Theater in Kempten erwarten?
Hauptsächlich Stücke meines neuesten Albums „Devil’s Fairground“. Ich kann nicht zu viele alte Lieder spielen – es ist erstaunlich, wie schnell man sich wie eine Cover-Band fühlt.

Weitere Konzerte der Reihe akusT:K: