Komm Ins Offene

Wie viel ist uns das Theater eigentlich wert?

Verehrtes Publikum, liebe Freunde des T:K-Theater in Kempten,

viele von Ihnen haben uns in den letzten Monaten finanziell und ideell unterstützt, haben uns das Eintrittsgeld für entfallene Vorstellungen gespendet, unterstützende und liebevolle Mails geschickt und uns auch im persönlichen Gespräch gezeigt, wie wichtig Ihnen das T:K ist. Ihnen allen herzlichsten Dank dafür!

Der Vorsitzende des Deutschen Bühnenvereins/Landesverband Bayern, Herr Thomas Schwarzer, hat unser Theater genau analysiert und mit dem Theater Bamberg verglichen, denn Bamberg und Kempten sind als Kommunen von der Größe her durchaus vergleichbar. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung seiner Expertise:

EIN BLICK VON AUSSEN

Um es gleich vorweg zu sagen: Das THEATER IN KEMPTEN mit seiner kleinen Mannschaft um Silvia Armbruster leistet Hervorragendes. Die Platzauslastung der angebotenen Vorstellungen liegt zwischen 85 – 90 % und ist damit kaum mehr zu steigern. Das THEATER IN KEMPTEN benötigt derzeit einen deutlich niedrigeren Betriebskostenzuschuss als vergleichbare Häuser und erzielt dadurch auch ein deutlich höheres Einspielergebnis!

Also, alles in bester Ordnung, oder? … Vielleicht nicht ganz:

Theater sind keine Wirtschaftsunternehmen und finanzielle Rendite ist nicht identisch mit künstlerischem Ertrag! Ein personell stärker aufgestelltes Theater könnte nicht nur mehr anbieten, sondern auch noch deutlich differenzierter in die Stadtgesellschaft hineinwirken!

Die Stadt Bamberg, mit Kempten gut vergleichbar, betreibt ein Stadttheater in ähnlicher Größe (Großes Haus, zwei kleine Bühnen, Freilicht). Am Bamberger Theater arbeiten rund 80 festangestellte Mitarbeiter, das ist für ein Haus dieser Größe durchaus Standard. In Kempten sind es nur etwa 20! Das Bamberger Theater kann daher mehr Vorstellungen anbieten (gerade im Großen Haus), erreicht damit rund 11.000 Besucher mehr und dadurch auch 300.000 Euro mehr an Einnahmen.

Die Stadt Bamberg stellt ihrem Theater Zuschüsse in Höhe von rund 3 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung; zusammen mit den Einnahmen und der Förderung durch den Freistaat wirtschaftet das Haus mit einem Gesamtbudget von etwa 4,9 Millionen Euro, was rund dem 2,7-fachen des Kemptener Theateretats entspricht.

Die hohe Platzauslastung im THEATER IN KEMPTEN steht für eine Nachfrage, der man mit zusätzlichen, eigenen Vorstellungen (im Großen Haus) gut nachkommen könnte. Dies freilich kann die derzeitige kleine Mannschaft beim besten Willen nicht leisten!

Deshalb sollte sich auch die Kemptener Stadtgesellschaft grundsätzlich fragen, wieviel ihr ihr eigenes Theater wert ist?

Ja, es ist so:

  • Zusätzliche Mitarbeiter erfordern zusätzliche Mittel
  • Zusätzliche Vorstellungen bringen aber auch zusätzliche Einnahmen
  • Differenziertere Angebote erreichen weitere Gesellschaftsschichten

Und den Freistaat Bayern sollte man dabei dringend mit ins Boot holen, heißt es doch in Art. 140 der Bayerischen Verfassung:

„Kunst und Wissenschaft sind von Staat und Gemeinde zu fördern“. Und in Art. 3: „Er fördert und sichert gleichwertige Lebensverhältnisse (…) in Stadt und Land.“

Toi, toi, toi für die Spielzeit 2020/21!

Thomas Schwarzer
Deutscher Bühnenverein
Landesverband Bayern